Ein Hotel mit Geschichte
Seit 2021 erstrahlt das denkmalgeschützte 1907 fertiggestellte und einst höchste Gebäude Buchens erneut im Glanz vergangener Tage.
Das im Volksmund "Hochhaus" genannte Gebäude kann von einer wechselvollen Geschichte berichten! Das Gebäude wurde vom Architekten Peter Zimmermann geplant, in den Jahren 1905 bis 1907 erbaut und wurde bis in die 1990er von unterschiedlichen Mietparteien bewohnt. Danach war es im Wesentlichen dem Verfall preisgegeben und erst mit dem Kauf durch uns 2018 gab es Aussicht auf eine weitere Nutzung. Von 2019 bis 2021 haben wir das Gebäude vollständig saniert und komfortabel ausgestattet.
Bei der Renovierung haben wir großen Wert auf die Erhaltung der originalen Stilelemente gelegt, um den authentischen Charme des Gebäudes wieder zum Vorschein zu bringen. Die Einrichtung des REINHARDTs ist eine Reise für sich – es erwartet Sie ein Mix aus Jugendstil und Moderne!
Aus dem Stadtarchiv:
Zur Geschichte des Erbauers Peter Zimmermann
Franz Peter Zimmermann wurde am 19. Oktober 1863 in Wagenschwend als Sohn des Landwirts Franz Peter Zimmermann und seiner Ehefrau Margareta (geb. Miltner) geboren. Schneider1 schreibt, dass Peter Zimmermann auf dem elterlichen Hof keine Zukunft hatte und bereits als Jugendlicher als Schafhirte ins Elsass kam. Vor seinem Umzug nach Buchen hat er kurze Zeit in Schollbrunn gelebt und dort seine spätere Ehefrau Anna Diemer kennengelernt. Beide kamen dann nach Buchen, wo sie am 12. Mai 1891 geheiratet haben. Mit seiner Frau Anna bekam er sieben Kinder von denen nur vier das Erwachsenenalter erreichten.
In Buchen hat Peter Zimmermann mehrere Beruf ausgeübt. Bei seiner Hochzeit gab er als Beruf Bäcker an. Am 18. Juli 1900 meldete er die Gastwirtschaft zum Engel als Gewerbe an. Ab 1900 begann dann auch seine Bautätigkeit, die etwa ein Jahrzehnt andauerte. Bereits 1907 verstarb seine Frau Anna - mit gerade einmal 41 Jahren. Peter Zimmermann hat danach sehr schnell wieder geheiratet. Sicherlich diente die neuerliche Heirat am 21. November 1908 vor allem zur Erziehung der noch minderjährigen Kinder.
Peter Zimmermann war zu diesem Zeitpunkt mitten in seinen vielfältigen Bauprojekten verstrickt. Seine zweite Frau war Eugenie Zimmermann, eine geborene Seufert/Seifert aus Höpfingen und eine verwitwete Grasberger. Ihr erster Mann, der Buchener Maurer Adam Grasberger, war bereits 1898 verstorben. Mit dieser Wahl hatte er wohl wenig Glück, denn Eugenie Zimmermann muss die Kinder aus seiner ersten Ehe sehr schlecht behandelt haben.
Peter Zimmermann hat mit dem Bau des Bahnhofhotels auch eine größere Landwirtschaft aufgebaut. Die Leitung des Hotels hat er zunächst an Karl und Gustav Mutz verpachtet und erst am 17. Juli 1912 selbst übernommen. Er starb am 20. März 1936 mit 72,5 Jahren im Krankenhaus Buchen. Sein Sohn Fritz hat wohl schon vorher die Leitung des Hotels übernommen. Im Sterbeeintrag wird als Beruf nur noch Landwirt vermerkt.
Geschichte der Bautätigkeit
Peter Zimmermann hat seine Bautätigkeit in einer Zeit begonnen, in dem es in Buchen eine rege Bautätigkeit gab und in der zahlreiche größere Projekte realisiert wurden. Der Bau der Fertig'schen Fabrik und der Gewerbeschule dienen nur zur Veranschaulichung. Wie Schneider1 schreibt, hat Peter Zimmermann bereits um 1900 mit den Planungen für den Hotelbau am Bahnhof begonnen. Hierfür bekam er bereits am 14. Februar 1900 einen Baubescheid für den Neubau eines Wohnhauses (das spätere Bahnhofhotel) ausgestellt.
Bereits vor der Vollendung des späteren Bahnhofhotels plante Peter Zimmermann das nächste Gebäude. Am 16. März 1906 bekam er den Baubescheid für das Gebäude in der Vorstadtstraße (Flst.-Nr. 257, heute Vorstadtstraße 28 bzw. unser neues Hotelgebäude). Bauleiter war Theodor Manger aus Buchen, der später nebenbei auch den Grünen Baum in der Kellereistraße führte. Das Gebäude war spätestens am 9. November 1907 fertiggestellt, da an diesem Tag die endgültige Einschätzung zur Feuerversicherung vorgenommen wurde. Im Einschätzungsverzeichnis wird der Bau folgendermaßen beschrieben:
Wohnhaus mit Balkenkeller; 3stöckig Kniestock Stein; Dachdeckung: Ziegel; Inneneinbau: Dachzimmer Ofen Kessel Freitreppe Grube Giebelaufbau Vorderer Balkon Hinterer Balkon Wasserleitung Gasleitung Zugjalousien
Wie lange Peter Zimmermann das Gebäude besessen hat, kann nicht konkret festgestellt werden. Spätestens ab 1920 war es aber im Besitz von Hermann Blatz, einem Müller in Götzingen.
Kurze Zeit nach der Fertigstellung des ersten Gebäudes baute Peter Zimmermann das Zwillingsgebäude (Flst.-Nr. 258, heute Vorstadtstraße 26). Hierfür bekam er am 13. Juni 1908 den Baubescheid. Bauleiter war diesmal Ferdinand Dörr. Spätestens am 18. November 1909 war das Gebäude fertiggestellt. Die Ausführung war im Grunde die gleiche. 1913 war Peter Zimmermann noch im Besitz des Gebäudes, da baute er nämlich auf dem Grundstück einen Schweinestall. Spätere Besitzerin war Maria Träger, eine Näherin.
Von Stadtarchivar Tobias-Jan Kohler
1 Dr. Christoph Schneider in Wartturm, Ausgabe 02/2012